1 Abctiger

Hallo, ich komme aus Hessen, bin 22 Jahre alt und auf dem besten Weg zur 23. Habe damals die elfte Klasse ( Realschulabschluss 2,3 nach der zehnten Klasse ) zum Halbjahr abgebrochen um mich daheim um meine Großeltern zu kümmern. Meine Oma ist mittlerweile verstorben und jetzt ist nur noch mein 85 jähriger Opa im Haushalt. Schweren Herzens habe ich mich zu Anfang des Jahres entschieden mich nun meinem Berufsleben zu widmen. Mein Ziel ist es eine Ausbildung zum Industriekaufmann zu absolvieren, da meine Interessen in wirtschaftlichen Abläufen und generell Wirtschaft liegen, ich aber aufgrund meiner mangelnden schulischen Qualifikation keinen Zugang zu einem BWL- Studium habe. Allerdings sehe ich gegenwärtig wenig Aufstiegschancen mit einer 0815- Ausbildung ohne zum Beispiel ein ( Fach- ) Abitur. Meine Frage ist nun welche Möglichkeiten ich habe ein ( Fach- ) Abitur zu machen ohne viel Zeit zu verlieren sprich neben der Ausbildung? Und ob dies zeitlich überhaupt machbar ist?

vielen Dank im Voraus

26.01.2011 16:40

2 admin

Du suchst also quasi einen doppelqualifizierenden Bildungsgang, also wo du einen berufsqualifizierenden Abschluss als auch eine schulische Hochschulzugangsberechtigung erhältst, ja?

Im Bereich der beruflichen Bildung / des beruflichen Schulwesens gibt es in Hessen da prinzipiell zwei große Möglichkeiten,

a) einen berufsqualifizierenden Bildungsgang zu besuchen, der fakultativ zusätzlich einen studienqualifizierenden Schulabschluss vermittelt

oder

b) einen studienqualifzierenden Bildungsgang zu besuchen, der auch berufsqualifzierend ist

Zu a)

1) Duale Berufsausbildung (Ausbildung im dualen System): BerufsschülerInnen können bei Nachweis des Mittleren Abschlusses die Fachhochschulreife erwerben, wenn sie am entsprechenden Zusatzunterricht teilnehmen, eine zusätzliche Prüfung erfolgreich absolvieren und bestimmte Voraussetzungen erfüllen.

2) Höhere Berufsfachschulen bauen auf einem mittleren Abschluss auf und bilden Assistentinnen und Assistenten in verschiedenen Fachrichtungen aus, schließen mit einer Prüfung ab und berechtigen zur Führung der Berufsbezeichnung "Staatlich geprüfte Assistentin ... / Staatlich geprüfter Assistent ..." mit dem Zusatz der jeweiligen Fachrichtung. Durch Zusatzunterricht und eine zusätzliche Prüfung sowie einem anschließenden Berufspraktikum von einem halben Jahr kann bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen die Fachhochschulreife erreicht werden. Leider heißt es in der entsprechenden Verordnung jedoch: "Aufgenommen werden kann nur, wer bis zum 30. April das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet hat. Über Ausnahmen entscheidet das Staatliche Schulamt." hmmm

Zu b)

1) Berufliches Gymnasium (drei Jahre bis Abitur): Nach dem erfolgreichen Abschluss des beruflichen Gymnasiums mit einschlägiger beruflicher Fachrichtung besteht die Möglichkeit, im Rahmen eines vierzehnten Schuljahres eine vollschulische berufliche Ausbildung zu absolvieren. Die berufliche Ausbildung schließt mit einer Prüfung zur staatlich geprüften Assistentin oder zum staatlich geprüften Assistenten ab.

Aber auch hier aufgepasst: Bei der Aufnahme am beruflichen Gymnasium könnte es Probleme aufgrund deines Alters geben, denn normalerweise werden laut OAVO Bewerber ohne abgeschlossene Berufsausbildung nur bis zum vollendeten 18. Lebensjahr und mit abgeschlossener Berufsausbildung bis zur Vollendung des 21. Lebensjahres in die Einführungsphase aufgenomen. Über Ausnahmen entscheidet das Staatliche Schulamt. (vgl. OAVO § 2 Abs. 7 und § 18 Absatz 3)

1. FAZIT: Dein Alter könnte ein Problem sein, was bspw. höhere Berufsfachschule und das berufliche Gymnasium angeht. Aber bei dir könnte es aufgrund der Pflege deiner Großeltern unter Umständen echt eine Ausnahmeregelung geben, daher beim Staatlichen Schulamt nachhaken!
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Darüber hinaus gibt es noch die Fachoberschule, die du auch besuchen kannst, diese vermittelt aber "nur" einen studienqualifizierenden Schulabschluss (die Fachhochschulreife) und eine berufliche Grundbildung (also keinen berufsqualifzierenden Abschluss). Dauer: 2 Jahre.

Zu erwähnen wäre auch die Nichtschülerabiturprüfung mit Vorbereitung bspw. über eine Fernschule (die SGD hat ihren Sitz in Darmstadt > vllt. nicht so verkehrt; kostenloses Info-Material gibts hier), Privatschule oder Selbststudium.

Noch ein kleiner Ausblick / Hinweis: Das tolle in Hessen ist, dass du mit der Fachhochschulreife mit Ausnahme der Uni FF/Main laut Hochschulgesetz auch an Universitäten studieren kannst. Und zwar gestufte Studiengänge (das heißt kein Staatsexamen bspw., aber Bachelor geht!). Von daher reicht dir vllt. die Fachhochschulreife, also das ugs. Fachabitur.

Viel Erfolg und Grüße,
Christian

26.01.2011 18:01 | geändert: 24.07.2014 19:06

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